Teilnehmende lassen sich von den Adressatinnen und Adressaten insofern unterscheiden, als dass Teilnehmende die Personen sind, die tatsächlich zu dem jeweiligen Kursangebot erscheinen, während Adressatinnen und Adressaten als potenzielle Zielgruppe zu verstehen sind. Teilnehmendenorientierung umfasst die Fähigkeit, bei der Planung und Durchführung eines Kurses Wissen über relevante Merkmale der Teilnehmenden zu berücksichtigen, um das Lernangebot möglichst gut auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden hin abzustimmen: beispielsweise demografische Merkmale und soziokulturelle Prägungen, Vorkenntnisse, (Lern-)Interessen, vorhandene Ressourcen oder limitierende Faktoren. Konkret heißt dies, dass die ausgewählten Lehr-Lern-Aktivitäten, die Methoden, Techniken, (digitale) Medien, Tools/Werkzeuge, Inhalte und Materialien so weit wie möglich mit den Möglichkeiten und Interessen der Teilnehmenden im Einklang stehen sollen. Unter dem Aspekt von demokratischer Partizipation und Empowerment gehört zur Teilnehmendenorientierung ferner, die Teilnehmenden im Rahmen des Möglichen an Entscheidungen, die den Kurs betreffen zu beteiligen, ihre aktive Mitwirkung sowie ihre Selbststeuerungs- und Selbstlernkompetenzen zu stärken. Lehrende sollten die passenden Lernimpulse setzen und das Lernen anregen und unterstützen. In der Erwachsenen- und Weiterbildung unterscheiden sich die Teilnehmenden in einem Kurs meist stärker voneinander hinsichtlich des Alters, der ethnischen Herkunft und Nationalität, der Religion und Weltanschauung, einer möglichen Behinderung oder der sexuellen Orientierung und Identität, als es in anderen Bildungsbereichen der Fall ist. Gleiches gilt oft auch für die Vorkenntnisse und Vorbildung, welche die Teilnehmenden in den Kurs mitbringen. Bei divers zusammengesetzten Teilnehmendengruppen erfordert Teilnehmendenorientierung zudem die Fähigkeit zur Binnendifferenzierung und Individualisierung des Unterrichts.
Stufe 1 (niedrig):
Die Lehrkraft kann zentrale Aspekte der Teilnehmendenorientierung benennen und kann die Bedeutung der Teilnehmendenorientierung für das Lehrhandeln erklären.
Stufe 2 (mittel):
Die Lehrkraft kann ihr eigenes Handeln am Prinzip der Teilnehmendenorientierung ausrichten.
Stufe 3 (hoch):
Die Lehrkraft kann analysieren, ob das Prinzip der Teilnehmendenorientierung in einer professionellen Situation berücksichtigt wurde und kann nach eigenen oder vorgegebenen Kriterien beurteilen, inwiefern ein Lehrhandeln am Prinzip der Teilnehmendenorientierung ausgerichtet ist.
Stufe 4 (sehr hoch):
Die Lehrkraft kann ein eigenes Lehr-Lern-Angebot (weiter-) entwickeln, das sich am Prinzip der Teilnehmendenorientierung orientiert.